Erfolgreich durch Lokalisierung: Strategische Meisterschaft auf Indiens dynamischem Markt.
Wir freuen uns, Ihnen ein exklusives Interview mit Vivek Bhatia, Geschäftsführer und CEO von TKIL Industries (ehemals thyssenkrupp Industries India), pünktlich zur Asien-Pazifik-Konferenz (APK) diesen Monat in Indien präsentieren zu können, in dem Vivek seine wertvollen Erkenntnisse über Geschäftserfolg, Innovation und den indischen Markt mit Ihnen teilt.
Unter Viveks Führung hat sich TKIL Industries kontinuierlich als wichtiger Akteur für technische Innovationen positioniert und bietet umfassende Lösungen für Sektoren wie Zement, Bergbau und Materialtransport. Mit seiner Leidenschaft für die Herausforderungen des Wirtschaftswachstums und des technologischen Fortschritts hat Vivek maßgeblich dazu beigetragen, das Unternehmen zu neuen Höhen in der sich schnell entwickelnden indischen Marktlandschaft zu führen.
In diesem offenen Gespräch gibt Vivek wertvolle Einblicke in die Komplexität der indischen Wirtschaft, die strategischen Initiativen, die TKIL ergriffen hat, und die kulturellen Nuancen, die für multinationale Unternehmen entscheidend sind, um in diesem dynamischen Land erfolgreich zu sein. Seien Sie dabei, wenn wir in die Gedankenwelt einer visionären Führungspersönlichkeit eintauchen, die nahtlos globale Strategien mit lokaler Umsetzung verbindet, um den Erfolg zu fördern:
David: Vivek, wie hat das Wirtschaftswachstum in Indien in den letzten Jahren die Expansion und Leistung ausländischer Unternehmen wie TKIL Industries beeinflusst?
Vivek: Indien ist in den letzten Jahren die am schnellsten wachsende große Volkswirtschaft gewesen. Die Dynamik ist vor Ort sichtbar und zieht in der Tat erhebliches Interesse und Investitionen aus aller Welt an. Insbesondere die Investitionen in die Infrastruktur haben erheblich zugenommen, was sich positiv auf das Wachstum aller Kernindustrien ausgewirkt hat, insbesondere auf die für uns interessanten Investitionsgüter. Folglich haben wir unser Geschäft in Indien in den letzten 5 Jahren mehr als verdoppelt.
David: Welche strategischen Ansätze hat TKIL, bzw. früher thyssenkrupp, gewählt, um das Wirtschaftswachstum in Indien zu nutzen, und wie unterscheiden sich diese Strategien von Ihren Aktivitäten in anderen Regionen?
Vivek: Unser Ansatz besteht darin, unseren Kunden einen überragenden Wert zu bieten. Der indische Markt ist zwar sehr kostensensibel, aber die Kunden wissen eine höhere Leistung zu schätzen und sind bereit, dafür einen Aufpreis zu zahlen. Gleichzeitig haben wir die Lokalisierung unserer Produkte und Dienstleistungen offensiv betrieben und viel Zeit und Energie in die weitgehende Lokalisierung unserer Lieferketten in Indien investiert. Dadurch konnten wir auch die Kostenwettbewerbsfähigkeit unserer Angebote verbessern. Ein entscheidender Aspekt unserer Strategie war die Investition in und die Entwicklung von lokalen Talenten. Im Laufe der Zeit hat es uns ein starker Pool lokaler Ingenieure ermöglicht, unsere Produkte zu lokalisieren, schnellere und kürzere Reaktionszeiten zu gewährleisten, um die Anforderungen unserer Kunden zu erfüllen, und als Bonus hat es sich als unschätzbar wertvoll für die Unterstützung unseres Geschäfts auf globaler Ebene erwiesen.
David: Was waren die größten kulturellen Herausforderungen, mit denen sich das Unternehmen bei der Anpassung an den indischen Markt konfrontiert sah, und wie haben Sie diese Herausforderungen bewältigt?
Vivek: Indische Kunden sind sehr dynamisch und investieren gerne Zeit und Energie in die Bewertung von Produkten und Lösungen. Wir haben erkannt, dass Marke und hohe Qualität allein nicht ausreichen. Für uns ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Kunden der Schlüssel zum Erfolg. In vielen Fällen haben wir eng mit den Kundenteams zusammengearbeitet, um sie über mehrere Monate hinweg auf dem Weg zur optimalen Lösung für ihre Geschäftsanforderungen zu begleiten. Um in Indien erfolgreich zu sein, braucht man Geduld, ein nachhaltiges Engagement mit den Kunden und die Fähigkeit, den gelieferten Wert zu vermitteln. Wenn das Vertrauen erst einmal aufgebaut ist, geht der Prozess viel schneller vonstatten. Ein lokales Team, das die Feinheiten des lokalen Geschäfts versteht, ist entscheidend für den Erfolg. Dies ist eine unserer Stärken und der Grund dafür, dass wir seit über 75 Jahren auf dem indischen Markt erfolgreich sind und unsere indischen Niederlassungen nutzen können, um Projekte und Produkte in der ganzen Welt zu liefern.
David: Welche Führungsqualitäten sind Ihrer Meinung nach angesichts der einzigartigen kulturellen und geschäftlichen Landschaft Indiens für einen CEO unerlässlich, um in diesem Umfeld erfolgreich zu sein?
Vivek: Indien ist ein äußerst vielfältiges und kulturell lebendiges Land. Über die gesamte Länge und Breite des Landes hinweg gibt es eine Vielfalt an Klima, Menschen, Sprache, Verhaltensweisen und kulturellen Nuancen. Gleichzeitig verfügt das Land über ein seit langem bestehendes, sehr leistungsfähiges und äußerst wettbewerbsfähiges Geschäftsumfeld. Um in einem solchen Umfeld zu gedeihen und erfolgreich zu sein, sind starke menschliche Fähigkeiten von größter Bedeutung. Als CEO muss man die Vielfalt und die tiefgreifenden kulturellen Aspekte verstehen, die das Geschäftsumfeld in Indien prägen. Gleichzeitig muss man in der Lage sein, mit einer vielfältigen Belegschaft zu arbeiten und mit ebenso vielfältigen Kunden in Kontakt zu treten. Als Führungskraft ist es in einem solchen Kontext ebenso wichtig, ein guter Zuhörer zu sein - man muss ein offenes Ohr haben, um die Herausforderungen zu verstehen und auch nach Lösungen zu suchen. Drittens ist eine ausgeprägte Problemlösungskompetenz unabdingbar - man muss ständig daran arbeiten, die Produkte zu verbessern, die Wettbewerbslandschaft zu verstehen und sich im Ökosystem der Interessengruppen zurechtzufinden.
David: Wie hat TKIL Industries sein Geschäftsmodell an den indischen Markt angepasst, und welche Erfahrungen wurden dabei gemacht?
Vivek: Wir haben sehr schnell erkannt, dass in Indien ein Ansatz nach Schema F nicht funktioniert und Produkte oder Lösungen für andere Märkte nicht wettbewerbsfähig sein werden. Daher war unser Ansatz von Anfang an die Lokalisierung. Zweitens haben wir viel Zeit investiert, um die verschiedenen Kundensegmente zu verstehen, zu denen einerseits staatliche Einrichtungen des öffentlichen Sektors und andererseits große und kleine Unternehmen des privaten Sektors gehören. Je nach Segment haben wir unseren Ansatz, unseren Angebotsumfang und unsere Risikobereitschaft angepasst, um auf dem indischen Markt wettbewerbsfähig zu sein.
David: Welches sind die potenziellen Fallstricke, mit denen ausländische Unternehmen auf dem indischen Markt konfrontiert werden können, und wie mildert TKIL diese Risiken ab?
Vivek: Ein offensichtliches Risiko besteht darin, die Komplexität der Geschäftstätigkeit in Indien zu unterschätzen. Zwar wurden in Indien erhebliche Verbesserungen in Bezug auf die Erleichterung der Geschäftstätigkeit erzielt, doch muss man sich darüber im Klaren sein, dass Indien als Land eine föderale Struktur hat. Daher muss man die Rolle der zentralen, bundesstaatlichen und lokalen Regierungsbehörden verstehen, wenn man ein Unternehmen betreiben will. Die gute Nachricht ist jedoch, dass sowohl die staatlichen Stellen für die Handelsförderung als auch die bekannten globalen und nationalen Handelsgremien Hilfe anbieten. Die Deutsch-Indische Kammer, der VDMA und ähnliche Organisationen bieten ein wertvolles Netzwerk. Ein weiterer Bereich, auf den neue Marktteilnehmer hinarbeiten müssen, sind lokale Teams und Führungskräfte. Im Gegensatz zu anderen Märkten weltweit erfordert der Erfolg in Indien ein genaues Verständnis des lokalen Kontextes und der Kultur. Glücklicherweise verfügt Indien über einen starken, großen und äußerst fähigen Talentpool auf allen Ebenen. Entscheidend ist, dass die Talente rekrutiert und nahtlos in die Kernstruktur des Unternehmens integriert werden, wobei der Unternehmergeist der Belegschaft erhalten bleiben muss.
David: Was sind Ihrer Meinung nach die vielversprechendsten Wachstumsbereiche und Chancen für ausländische Unternehmen in Indien, und wie positioniert sich TKIL Industries, um diese Chancen zu nutzen?
Vivek: Indien bietet heute und wohl auch in den nächsten zwei Jahrzehnten die vielversprechendsten Geschäftsaussichten für alle großen Volkswirtschaften. Daher sehen wir den kommenden Jahren mit Zuversicht entgegen, was die Entwicklung des lokalen Marktes und die Geschäftsmöglichkeiten angeht. Gleichzeitig bietet der große Inlandsmarkt auch eine starke Plattform, um von Indien aus in andere globale Märkte zu exportieren. Mit einer wachsenden Zahl von Freihandelsabkommen und bilateralen Vereinbarungen wird Indien immer mehr zu einem attraktiven Standort, von dem aus wir unsere Kunden in aller Welt bedienen können. Mit unserem starken Team vor Ort und einem hohen Grad an Lokalisierung sind wir sehr gut aufgestellt, um die Chancen der vor uns liegenden Jahrzehnte zu nutzen.
David: Aus Ihrer Erfahrung als Leiter eines großen Unternehmens in Indien würden Sie sagen, was sind die drei wichtigsten Prioritäten, auf die sich westliche, insbesondere deutsche Unternehmen konzentrieren müssen, um auf dem indischen Markt erfolgreich zu sein?
Vivek: Die drei wichtigsten Prioritäten sind meiner Meinung nach erstens, Zeit und Mühe zu investieren, um die Vielfalt zu verstehen, zweitens, die Lokalisierung vom ersten Tag an als Priorität zu betrachten und drittens, in den Aufbau eines lokalen Teams zu investieren, das die globale Kultur und Marke und gleichzeitig den lokalen Markt versteht.
David: Vivek, danke, dass Sie Ihre Erkenntnisse mit uns teilen. Es war mir ein echtes Vergnügen, mit Ihnen zu sprechen.