Malaysia.

Allgemeine Informationen.

Malaysia ist seit den 1960/70er Jahren ein Entwicklungsland mit rasanten Wachstumsraten. Schon seit Jahrhunderten gilt das Land als Handelsumschlagsplatz der südostasiatischen Region. Plantagenwirtschaft, Zinnabbau und später die reichen Ölvorkommen haben Malaysia‘s Entwicklung finanziert. Heute ist der Staat, neben Singapur und dem Sultanat Brunei, eines der fortgeschrittensten Länder in Südostasien. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt USD 373 Mrd. und verteilt sich auf circa 32 Millionen Menschen, woraus sich ein BIP-pro-Kopf von circa USD 13.100 ergibt. Im Vergleich zu seinen direkten Nachbarn, Singapur und Brunei, ist dies noch deutlich ausbaufähig. Öl und Gas haben in Malaysia einen wichtigen Beitrag in der Transformation der Ökonomie geleistet. Jedoch stellen Brennstoffexporte heute nur noch 8% der Wirtschaftsleistung dar (im Vergleich, Brunei ist immer noch bei circa 60%). Malaysia fokussiert sich auf elektronische Erzeugnisse, vor allem Halbleiter, und außerdem auf Maschinen, mechanische Erzeugnisse, tierische und pflanzliche Fette, Öle (vor allem Palmöl), Wachse und Kautschuk. Wichtigste Handelspartner sind heute Singapur (vor allem Energie/ Rohöl), China, USA und Thailand.

Arbeitsmarkt.

Malaysia’s Arbeitsmarkt ist als „dynamisch-herausfordernd“ zu beschreiben. Dies lässt sich auch historisch erklären. Malaysia ist ein Vielvölkerstaat, zusammengewürfelt aus Migrationsbewegungen im 17. und 18. Jahrhundert. Vor allem Inder und Chinesen zog es nach Malaysia um als Tagelöhner in den Plantagen und Minen (z.B. im Zinnabbau) zu arbeiten. Für die malaiische Bevölkerung galt die Arbeitsform des Tagelohns, beziehungsweise die zuweilen sehr harte und dreckige Arbeit, als kaum akzeptierbar und wurde fortwährend abgelehnt. Durch die hierdurch hervorgerufenen Migrationsbewegungen entstand ein buntes Gesellschaftsbild. Nachdem die Europäer Ende der 1960er Jahre Malaysia verließen und dabei auch Produktionsmaterial der Minenbewirtschaftung unangetastet hinterließen, übernahmen einige der Lohnarbeiter die Plantagen und Minen gleich selbst, und wurden integraler Bestandteil der Gesellschaft. Über mehrere Jahrzehnte entstand eine Disparität zwischen den eingewanderten Bevölkerungsteilen und den Ureinwohnern Malaysias (auch Bumiputeras genannt), resultierend aus ungleichen ökonomischen Möglichkeiten am Wohlstand teilzuhaben.  Dies hat die malaiische Regierung über die letzten Jahrzehnte immer wieder dazu veranlasst durch Regularien, Quoten und Vorrechte die Umverteilung von Vermögen, zugunsten der Ureinwohner, zu beeinflussen. Nichtsdestotrotz besuchen Kinder der wohlständigen und eingewanderten Volksgruppen oft private Schulen und Bildungseinrichtungen, was die Disparität weiterhin verstärkt. Somit ist auch im akademischen Berufsstand und bei hochqualifizierten Berufen wenig Diversität zu finden. Die Erwerbsquote Malaysia’s liegt bei circa 64%. Knapp ein Viertel der Erwerbstätigen sind Selbstständige. Zwar ist anzumerken das unter “Selbständige” auch freie Berufe wie Künstler, Rechtsanwälte und Ärzte fallen, jedoch handelt es sich beim Großteil dieser 25% um Arbeitskräfte des informellen Arbeitsmarktes (Händler, Reparatur- und Produktionstätigkeiten). Dies spiegelt sich auch im sektoralen Vergleich wieder: Circa 55% der Bruttowertschöpfung wird im Dienstleistungsbereich erwirtschaftet, ca. 36% in der industriellen Fertigung (auch Automobil: z.B. die malaysischen Marken Perodua und Proton) und nur noch 8% in der Agrar- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei. Der Arbeitsmarkt in Malaysia ist notorisch unterversorgt. Es mangelt an unqualifizierten und qualifizierten Arbeitskräften zugleich. Den Markt der unqualifizierten Arbeitskräfte wird von Lohnarbeitern aus Bangladesch und anderen Nachbarstaaten bedient. Im Bereich der qualifizierten Arbeit mangelt es trotz großer Anstrengungen immer noch an der benötigen Bildungsinfrastruktur, um Grundlagenkompetenzen in die Breite Bevölkerung zu vermitteln. Das Schulsystem ist kompliziert, undurchsichtig und unstrukturiert. Gute Initiativen, wie das unterrichten mathematischer Fächer in englischer Sprache, musste aufgrund von Widerstand in der Bevölkerung zurückgenommen werden. Zudem entscheiden sich immer noch viele Schüler und Schülerinnen zugunsten von Fächern wie Kunst und Literatur, statt Mathematik und Naturwissenschaft, sodass auch weiterhin ein Mangel an Fachkräften besteht. Englischkenntnisse sind trotz dessen als sehr gut einzustufen und im Vergleich zu anderen asiatischen Staaten (ausgenommen Singapur) führend.

Executive Summary.

Wachstumsprognose

  • Kurzfristige Erholung mit prognostizierten Wachstumsraten von circa 5.5% in 2023. Bis 2030 soll das BIP von heute USD 373 Mrd. auf USD 628 Mrd. steigen.

Herausforderungen

  • Fehlen von unqualifizierten und qualifizierten Arbeitskräften zugleich. Erstere soll durch Leiharbeit aus Drittländern (vorwiegend Bangladesch) abgewickelt werden, jedoch birgt dies noch immer bürokratische Hürden und kulturellen Herausforderungen innerhalb der Belegschaft. Qualifizierte Arbeitskraft soll vorwiegend durch bildungspolitische Maßnahmen geschafft werden, jedoch bleiben die Resultate weiterhin unter den Erwartungen.

  • Hoher Bürokratisierungsgrad in vielen Bereichen mit hoher sozialpolitischer Ausrichtung und starken gewerkschaftliche Tendenzen, die teilweise mit harten (gewaltsamen) Streiks ausgetragen werden.

Chancen

  • Milliardenschwere staatliche Investitions- und Förderprogramme in diverse Wirtschaftsbereichen (z.B. Subventionen in F&E oder infrastrukturelle Projekte wie "Cyberjaya").

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